In der Zeitung gefungen !

Petrijünger und Eisvögel jagen
die gleiche Beute...

Kavelstorf, Die mit dem Eisvogel flüstern, sind in Kavelstorf zu Hause: Petri-Jünger eines Anglervereins mit Namen des smaragdgrünen gefiederten Schönlings. "Wir leben mit ihm und er mit uns mehr als vier Jahrzehnte - seit wir an der Warnow unser Domizil gefunden haben", sagt Vereinsvorsitzender Wolf-Rüdiger Brunck (61).Schmunzelnd schildert er, wie sich die Vögel auf die Angelruten- Spitzen setzen, um von dort aus Ausschau nach Kleinfisch zu halten, den sie selbst verputzen oder für ihre Jungen zu e Er habe nicht einmal ein Versteck gebraucht, um den leuchtend grünen Tauchfischer mit der Video-Kamera zu verewigen, freut sich Brunck.
Die Gemeinschaft zwischen Petri-Jüngern und Eisvögeln fiel nicht auseinander, als in der Nähe über lange Zeit Baulärm bei der Autobahn-Brücken-Montage für die A 20 herrschte und das Warnowidyll weithin hörbar störte. Die Vögel blieben. "Sie wähnten sich in unserer Nähe in Sicherheit, vermuten die Angler. "Trotz Lärm harrten wir aus und mit uns die geschickten Stoßtaucher", er zählt Vize-Vorsitzender Ulrich Winter (54). Gemeinsame Last sei eben halb so schwer, "Die Vögel haben sich mit uns an das ständige Rauschen der über die Warnow hinweg jagenden Autos gewöhnt. Träge wälzt sich der Fluss unter der langen Brücke hindurch gen Ostsee, vorbei an Wiesen und Äckern der Kavelstorfer Agrargenossenschaft. Das hinter Hügeln liegende und von urigen Bäumen bestandene Ufer-Areal überließen die Bauern den 100 Anglern des Vereins "Eisvogel" kostenlos.
Auch die Gemeinde gönnt den Petrijüngern ihren Sport "in vielerlei Hinsicht helfend", erzählt Ulrich Winter. Nur so könne der Verein bestehen, dessen Angelfreiheiten an den Ufern jüngst durch Naturschutz-Bestimmungen erheblich eingeschränkt wurden. "Betreten verboten", heißt es. Die Wasserschutzpolizei kontrollierte, "wusste aber auch nicht, von wo an das Ufer für uns tabu ist" berichten die Angler. "Wir besitzen für unseren Sport gesetzlich verbriefte Rechte", weiß Schriftführer Helmut Lünser (74).
Unweit des Flusses pflegt und betreut der Verein auch ein kleines, 2,5 Hektar großes Angelgewässer namens Meierloch. Darin schwimmen Hechte, Karpfen, Schleie, Aale und andere interessante Arten. Von Zeit zu Zeit wird hier der Bestand durch neuen Besatz vom Landesanglerverband aufgefrischt. Von aufregendem Hechtfang schwärmen die Kavelstorfer, die auch schon mal einen mächtigen Wels durchs Wasser furchen sahen. "Da kannst Augen kriegen", ist Helmut Lünser begeistert und die
anderen stimmen ihm zu... DIETRICH GRUNZIG Ostsee Zeitung

Helmut Lünser, Ulrich Winter und Wolf-Rüdiger Brunck (v.l.) kennen sich aus mit dem seltenen Eisvogel.
Foto: Dietrich Grunzig


Anglerverband laufen Mitglieder davon...

Rostock (OZ)
1800 Petrijünger verabschiedeten sich in den vergangenen Monaten vom Landesanglerverband (LAV).
Damit sank die Mitgliederzahl erstmals unter die 50 000-Marke. Präsident Hans-Jürgen Hennig begründete diesen "Schlankheitstrend mit abnehmender Bevölkerungszahl, zunehmender Schwarzangelei und Erschwernissen in einigen der 700 Vereinen. "Mehr Mitglieder machen mehr Arbeit", werde mancherorts argumentiert.
Und als "Eintrittsgeld" würden unberechtigt sogar bis zu 300 Euro gefordert empört sich Hennig.
"Hier besteht Handlungsbedarf."
Der Verband erweitert seine Reviere. So kämen zu den weit über 5000 Hektar gepachteten Sport-Gewässern den Anglern noch rund 5800 Hektar bewirtschaftete Fischerei-Flächen zu Gute.
Ungebrochen ist das Interesse an Fischereischeinen. 4000 Erwachsene, Kinder und Jugendliche besuchten 2002 entsprechende Kurse, "doch nur 500 fanden den Weg in die Vereine", bedauert Präsident Hennig.

D. GRUNZIG (Ostsee- Zeitung)